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Dokument 16 Katholische Eltern setzen ein Zeichen!

 

Zum Anmeldetermin für die Schulanfänger im Ortsteil Duderstadt hat sich der Schulelternrat der St.-Elisabeth-Schule in die Debatte mit einem Elternrundbrief und einer Presseerklärung in die Debatte eingeklinkt. Das Eichsfelder Tageblatt berichtet darüber am 4. 3. 99:

GRUNDSCHULEN / St. Elisabeth-Elternrat meldet sich zu Wort
Rechtliche Gegebenheiten genutzt
Duderstadt (sr). In die unendliche Diskussion um das Verhältnis der beiden innerstädtischen Duderstädter Grundschulen hat sich nun auch der Vorstand des Elternrates der St. Elisabeth Schule eingeschaltet. In einer Stellungnahme unterstreicht er seinen Eindruck, daß die bisher geführte Diskussion mehr von Polemik als von Sachlichkeit bestimmt werde.

Eine der wichtigen Fragen in der Auseinandersetzung laute aber, warum so viele Eichsfelder Eltern ihre Kinder auf der St. Elisabeth-Schule anmelden? Wie Michael Simmert vom Schulelternrat erläutert, liegt dieser Tatsache der Gedanke der Eltern zu Grunde, "das eigene Kind an einer katholischen Grundschule die ersten Schritte in das Schulleben machen zu lassen, die sich den Zielen einer weltorientierten, sozialen und christlichen Erziehung verpflichtet sieht".

Auch der St. Elisabeth-Schulelternrat respektiere selbstverständlich die Notwendigkeit der Integration, habe aber Verständnis für ausländische Eltern, die ihre Kinder nicht gerade unbedingt an einer katholischen Konfessionsschule anmelden möchten. Dazu Simmert weiter: "Gilt aber diese demokratische Regel der Toleranz nicht auch für Eltern, die ihre Kinder auf eine Konfessionsschule schicken? In unserer Region ist der katholische Glaube im aktiven Handeln und Denken tief verwurzelt. Ist es dann unmoralisch oder intolerant, wenn die rechtliche Möglichkeit der Umsetzung einer Konfessionsschule von der Mehrheit genutzt wird?"

Auch der St. Elisabeth-Elternrat sieht nach eigenem Bekunden, daß die Janusz-Korczak-Grundschule ungleich stärker mit ausländischen Kindern belastet sei. Aus diesem Grund nehme die St. Elisabeth-Schule auch im Rahmen der rechtlichen Bedingungen nicht-katholische und ausländische Kinder auf.

Bei nüchterner Analyse dieser Aussagen fällt auf, dass hier wie durchgehend in vielen Äußerungen von den Ausländerkindern als einer Belastung gesprochen wird, einer Belastung nämlich für die Janusz-Korczak-Grundschule. Die Belastung einer Schule könnte als unvermeidlich hingenommen werden, damit auch die vergleichsweise höhere Belastung und Beanspruchung der Lehrkräfte. Niemand unter jenen, die die Zusammenlegung beider Grundschulen "unter einem Dach" zu einem integrierten Grundschulzentrum ablehnen, hat offensichtlich jemals einen Gedanken daran verschwendet, genauer darüber nachzudenken, wer die vielbeschworenen "Lasten" denn wirklich zu tragen hat. Es sind nämlich in erster Linie gerade jene Kinder ausländischer Herkunft, die für ihren schulischen Weg auf das natürliche Vorbild angewiesen sind, das ihnen mit Bezug auf Lernmotivation, Konfliktregelung, sozialintegratives Verhalten, Selbstverständlichkeit des Lernenwollens usw. insbesondere durch Kinder aus sogenannten bildungsnahen Elternhäusern in concreto vorgelebt wird. Verliert eine Schule aus "Angst vor zu vielen Ausländern", und nicht etwa auf Grund mangelnder qualitativer pädagogischer Arbeit diese Kinder, dann schlägt dieser Verlust mit doppelter Wucht auf jene Kinder zurück, die auf besondere Hilfe und Vorbilder zeitweise angewiesen sind. Lehrkräfte können durch sorgfältig geplanten Unterricht viel tun, diesen Kindern zu helfen; sie können nicht jene Kinder ersetzen, die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen einbringen, die sie außerhalb der Schule erworben haben und erwerben, im bildungsnahen und bildungsbewussten Elternhaus nämlich. Diese sind unverzichtbar für ein reges und vielgestaltiges aktives Schulleben. Ihnen - und darunter vielen katholischen Eltern und Kindern - verdankt die Janusz-Korczak-Schule, dass sie trotz der oftmals so leichthin als "Belastung" apostrophierten Situation zur Zeit einen Vergleich mit der St.-Elisabeth-Schule nicht zu fürchten hat. Wenn aber diese Kinder "abgeworben" werden, sind die ungleichen schulischen Lernbedingungen nicht mehr zu kompensieren.

Aus dem Brief des Schulelternrats der St.-Elisabeth-Schule an die Eltern der Schule folgt jetzt der Wortlaut der Stellungnahme zur Diskussion um die Aufnahme nicht-katholischer Kinder:

Wichtige Mitteilungen des Vorstandes
des Schulelternrates der
St.-Elisabeth Schule

Duderstadt, 04.03.1999

Liebe Eltern!
Der Vorstand des Schulelternrates wendet sich mit zwei wichtigen Mitteilungen direkt an Sie!
1. Mitteilung:
[....]
2. Mitteilung
In der letzten Zeit ist die Diskussion um die Aufnahme von nicht-katholischen Schülern an unserer Schule in der Öffentlichkeit sehr intensiv geführt worden. Auch nicht direkt beteiligte regionale Bildungs- und Erziehungseinrichtungen glauben, sich zu diesem Thema äußern zu müssen.
Vor diesem Hintergrund wurde nun der Schulelternratsvorstand durch die Elternschaft aufgefordert, Stellung zu diesem Thema zu beziehen. Durch einen Leserbrief sollte im Lokalteil des Eichsfelder Tageblattes nun erstmals der Standpunkt der direkt Betroffenen dargestellt werden.
Leider wurde jedoch ein Abdruck dieser Darstellung von der Göttinger Chefredaktion nicht genehmigt. Begründung: Es werden keine weiteren Leserbriefe zu diesem Thema veröffentlicht! Statt dessen wurde der Inhalt der Stellungnahme in einem redaktionellen Artikel von 04. März 1999 im Lokalteil des Eichsfelder Tageblattes gekürzt wiedergegeben.
Diese Entscheidung hat uns sehr gewundert, zumal bisher nur Leserbriefe veröffentlicht worden sind, deren Inhalte und Positionen sich nicht mit denen der eigentlich Betroffenen decken.
Jeder möge sich sein eigenes Urteil über das Verhalten der regionalen Presse bilden! Da nun dieses Tageblatt leider das Monopol in unserer Gegend hat und mit einem vollständigen Abdruck unserer Darstellung nicht gerechnet werden kann, geben wir diesen Leserbrief direkt an Sie und die zuständigen Gremien weiter!

Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand des Schulelternrates der St. Elisabeth Schule

Der Elternbrief hatte den folgenden Wortlaut:

Kurzmitteilung
An: Eichsfelder Tageblatt, Redaktion
Von: Vorstand des Schulelternrates der St. Elisabeth Schule Duderstadt
Betrifft: Bitte um Veröffentlichung eines nachfolgenden Artikels als Leserbrief in der Samstagsausgabe vom 27.02.1999

Zurück zur Sachlichkeit und Toleranz!

Seit mehr als einem Jahr trifft man im Lokalteil des Eichsfelder Tageblattes immer wieder auf Pressemitteilungen und Leserbriefe, die sich mit der Grundschulsituation in Duderstadt kritisch beschäftigen.
Der Vorstand des Schulelternrates der St. Elisabeth-Schule beobachtet diese Entwicklung mit Besorgnis, da vor allem in der letzten Zeit eine zunehmende Zahl von Vertretern regionaler Bildungs- und Erziehungseinrichtungen sich an der Diskussion beteiligen.
Wir haben den Eindruck gewonnen, daß diese Diskussion mehr von Polemik als von Sachlichkeit bestimmt wird.
Aus diesem Grund möchte sich der Vorstand des Schulelternrates der St. Elisabeth-Schule nun ebenfalls zur regionalen Situation der Grundschulen in Duderstadt äußern.
Grundsätzlich stellt sich uns die Frage: Warum melden so viele Eichsfelder Eltern ihre Kinder an der St. Elisabeth-Schule an?
Ist es nur der Aspekt, daß man seine Kinder traditionell schon immer dort angemeldet hat?
Wir glauben, dies ist nicht der Hauptaspekt!
Vielmehr ist es wohl immer noch der Gedanke, das eigene Kind an einer katholischen Grundschule die ersten Schritte in das Schulleben machen zu lassen, die sich der Ziele einer wertorientierten, sozialen und christlichen Erziehung verpflichtet sieht!
Dieses Bild - seit 25 Jahren ohne Widerspruch - hat sich nun geändert. In der Auseinandersetzung um Schülerzahlen, um Mehrzügigkeit, um quantitative Verteilung von ausländischen Schülern ist eine Diskussion entstanden, die den Eindruck erweckt, daß die oben beschriebenen Grundwerte nur dann vermittelt werden können, wenn auch ausländische Kinder in den Unterricht integriert werden. Sicherlich ist die Janusz-Korczak-Grundschule ungleich stärker belastet mit ausländischen Kindern. Aus diesem Grund nimmt die St. Elisabeth-Schule im Rahmen der rechtlichen Bedingungen nicht-katholische Kinder auf. Hierbei spielt die Integration ausländischer Kinder eine große Rolle. Im Hinblick auf unsere rechtstaatliche und demokratische Ordnung ist dies die derzeit gegebene Situation.

Eine Änderung wäre möglich auf zwei Wegen: 1. Die rechtliche Situation ändert sich durch Vorgaben des Gesetzgebers. 2. Die Elternschaft der St. Elisabeth-Schule beschließt, ihre Schule aufzulösen.
Der erste Punkt ist nur auf höherer Ebene und grundsätzlich im Rahmen der Gesetzgebung möglich. Der zweite Punkt ist sicherlich unproblematischer und mittelfristig erreichbar.
Doch hier stellt sich die entscheidende Frage: Warum soll diese Auflösung erfolgen?

Die bestehende Möglichkeit der Anmeldung wird von ausländischen Mitbürgern bisher nicht genutzt, was allerdings eine Entspannung der Gesamtsituation nach sich ziehen könnte. Dies ist auch nicht verwunderlich, da der Wunsch, seine Kinder an eine katholische Konfessionsschule anzumelden, sich gerade aus religösen Gründen hier nicht stellt!
Der Schulelternrat der St. Elisabeth-Schule sieht natürlich die gesellschaftliche Notwendigkeit der Integration, respektiert aber auch, wenn aus den o. g. Gründen keine ausländischen Schüler an unserer Schule angemeldet werden. Gilt aber diese demokratische Regel der Toleranz nicht auch für Eltern, die ihre Kinder auf eine Konfessionsschule schicken!
In unserer Region ist der katholische Glaube im aktiven Handeln und Denken tief verwurzelt.
Ist es dann unmoralisch oder intolerant, wenn die rechtliche Möglichkeit der Umsetzung einer katholischen Konfessionsschule von der Mehrheit genutzt wird! Die bisher teilweise geführte Diskussion über dieses Thema sollte versachlicht werden und die gegebenen Fakten berücksichtigen. Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen mit einer polemisch geführten Auseinandersetzung um den richtigen Weg!
Der Vorstand des Schulelternrates der St. Elisabeth-Schule.

Die Anmeldung der Schulanfänger war gelaufen (am 4.3.99). Drei Wochen nach dem Anmeldetermin berichtete das Eichsfelder Tageblatt (am 25.3.99):

SCHULANMELDUNG
Trend hat sich bestätigt
Duderstadt (asg). Fünf nicht-katholische Kinder - zwei buddhistische, ein moslemisches und zwei evangelische - werden im Schuljahr 1999/2000 zum ersten Mal die katholische St. Elisabeth-Grundschule besuchen. Damit liegt der Ausländer-Anteil für die ABC-Schützen dieser Einrichtung bei 8,3 Prozent. Angemeldet wurden 60 Kinder. "Damit haben wir unser Ziel, den Eltern die freie Auswahl zu lassen, erreicht", meinte Rektor Karl-Heinz Meyna.

Voraussichtlich 47 Schulanfänger werden in der Janusz-Korczak-Schule Lesen, Rechnen und Schreiben lernen, rund 36 Prozent sind ausländischer Herkunft. "Damit hat sich unsere Einschätzung bestätigt", erläuterte Rektor Hermann Schütze.

Was der Rektor Helmut Schütze nicht sagte oder nicht veröffentlicht wurde: Der prozentuale Anteil der Kinder ausländischer Herkunft blieb unterhalb des errechneten Wertes, weil zehn katholische Eltern ihr Kind nicht an der St.-Elisabeth-Schule, sondern an der Janusz-Korczak-Grundschule angemeldet hatten.

Beide Schulleiter hatten in getrennten Sitzungen Gelegenheit, vor der Mittelstandsvereinigung der CDU ihre jeweiligen Standpunkte zu erläutern. Das Eichsfelder Tageblatt berichtete darüber. Der erste Bericht erfolgte am 6.5.99:

GRUNDSCHULEN/Referat von Hermann Schütze
"Schule braucht Vorbilder"
Duderstadt (her). Die beiden Duderstädter Grundschulen müssen zusammengelegt werden. Diese Meinung hat Hermann Schütze, Leiter der Janusz-Korczak-Schule, in einem Referat auf Einladung der Mittelstandsvereinigung der CDU erläutert. Die Mittelständler haben für einen späteren Zeitpunkt auch Karl-Heinz Meyna, Leiter der St. Elisabeth-Schule, zu einem Vortrag eingeladen.

Der von der Janusz-Korczak-Schule entwickelte Grundgedanke ist nach mittleweile 46 Tageblatt-Artikeln zum Thema, wie Schütze gezählt hat, bekannt: Um die Chance der Integration von Kindern ausländischer Herkunft zu verbessern, müssen die krassen Unterschiede im Ausländer-Anteil beider Schulen aufgehoben werden.

Da aber die konfessionsgebundene St. Elisabeth-Schule maximal 15 Prozent nicht-katholische Kinder aufnehmen dürfe, der Ausländeranteil der Nachbarschule aber bei an die 40 Prozent liege, schließe die derzeitige Struktur eine wirkliche Lösung aus. Allerdings, nur wenn mehr als 50 Prozent der Elternschaften beider Schulen dies fordern, ist eine Zusammenlegung möglich, über die dann der Rat der Stadt zu entscheiden hätte. Bekannt ist auch das Gegenargument, daß die katholische Grundschule in Duderstadt Elternwille sei.

Das Hauptaugenmerk galt somit den Argumenten im Detail, die Schütze aufführte. Insbesondere betonte er die pädagogische Funktion der Kommunikation zwischen den Schülern im Klassenzimmer wie auf dem Schulhof, die auch durch zusätzliche Lehrerstunden nicht ersetzt werden könne. Wenn die Zahl der Vorbilder und Zugpferde in einer Klasse zu klein und die Gruppenbildung ethnischer Minderheiten zu ausgeprägt werden, gehe die Chance der Integration verloren. Umgekehrt, so wurde im Vortrag wie in der Diskussion geäußert, gehe ein Unterricht mit verschwindend geringem Ausländer-Anteil zu Lasten des Erfahrungshorizonts der Schüler, die auf weiterführenden Schulen mit multikulturellen Erscheinungsformen umgehen müssen.

Eine bloße Entlastung der Janusz-Korczak-Schule durch die 15-Prozent-Quote bei der Nachbarschule geht Schütze nicht weit genug. "Dazu will ich nicht Ja sagen". Positiv wertete er, daß zum neuen Schuljahr "in bisher nicht dagewesener Zahl" Eltern ihre katholischen Kinder trotz der für sie bestehenden Wahlmöglichkeit auf der Janusz-Korczak-Schule anmeldeten, trotz dessen Ausländeranteils.

Und am 4. 6. 99 berichtete das Eichsfelder Tageblatt:

INTEGRATION/Zur Situation an den Grundschulen
Angebot für Ausländer übertrifft die Nachfrage
Duderstadt (her). Mit der Integration von Kindern ausländischer Herkunft sind die Duderstädter Grundschulen ungleich belastet. Nach Helmut Schütze, der als Schulleiter die Sichtweise der Janusz-Korczak-Schule dargelegt hatte (Tageblatt berichtete), referierte jetzt Karl-Heinz Meyna, Schulleiter der katholischen St. Elisabeth-Schule als Gast der Mittelstandsvereinigung.

Meyna umriß den - schulrechtlich eingeschränkten - Handlungsspielraum der St. Elisabeth-Schule. Sie sei als staatliche Schule mit konfessioneller Ausrichtung 1973 geschaffen worden, weil ein im Sinne des Gesezgebers ausreichend großer Teil der Eltern eine solche Schule forderte. "Wir sind damit Mandatsträger unserer Elternschaft", betonte Meyna.

Aufgelöst werden könne die Schule im bestehenden Gesetzesrahmen nur, wenn 75 Prozent der Elternschaft dies fordere. Für eine Zusammenlegung mit der Janusz-Korczak-Schule wäre die Zustimmung von 50 Prozent der Elternschaften beider Schulen nötig.

Grundsätzlich stellte Meyna außer Frage, daß eine am katholischen Glauben orientierte Schule sich an der Integration auch nicht-katholischer Ausländerkinder beteiligen müsse. Das im vergangenen Jahr novellierte Schulgesetzt schreibe dabei eine Obergrenze von 15 Prozent Nicht-Katholiken bei der Einschulung vor. Ob dieses zulässige Maximum ausgeschöpft wird, liege in der Entscheidung des Schulleiters.

Für das kommende Schuljahr beträgt der Anteil von eingeschulten Nicht-Katholiken an der St. Elisabeth-Schule nur zehn Prozent: Von 60 Kindern sind 1999 vier Ausländerkinder und zwei evangelische Deutsche. Mehr als vier Anmeldungen durch ausländische Eltern habe es nicht gegeben, betonte Meyna.

Warum das Integrationsangebot der St. Elisabeth-Schule, selbst wenn es keine gleiche Belastung mit der Janusz-Korczak-Schule herbeiführen kann, nicht ausgeschöpft wird, stand im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion. Deutlich wurde bei der Suche nach Lösungsansätzen: Man müsse das Angebot für Eltern, die nicht gut oder gar nicht Deutsch sprechen, die möglicherweise auch im Unklaren über das Wesen einer glaubens-geprägten Schule in Deutschland sind, begreifbarer vermitteln.

Am 18. Juni 1999 besuchten Mitglieder des Schul- und Kulturausschusses des Rates der Stadt Duderstadt die Janusz-Korczak-Grundschule. Darüber berichtete das Eichsfelder Tageblatt am 30. 6. 1999:

INTEGRATION / Am Willen der Eltern kommt die Politik nicht vorbei
Schuldebatte tritt auf der Stelle
Der Forderung nach gleichen Lernbedingungen und Bildungschancen für alle Kinder im Grundschulzentrum hat der Leiter der Janusz-Korczak-Grundschule in Duderstadt Nachdruck verliehen. "Es besteht unabweislicher Handlungsbedarf seitens der Verantwortlichen", erklärte Helmut Schütze gegenüber dem Schulausschuß.

Duderstadt (hho). Den Mitgliedern des Schul-, Kultur-, Sport- und Tourismusausschusses erläuterte der Rektor beim Besuch in der Janusz-Korczak-Schule am Montag die Situation seiner Schule. In der auch schriftlich überreichten Information wies Schütze auf den Anteil von circa 37 Prozent ausländischer und ausgesiedelter Schülerinnen und Schüler im kommenden Schuljahr hin.

"Im Gegensatz dazu dürfte der Anteil in der St.-Elisabeth-Schule bei maximal fünf Prozent liegen", meinte Schütze und folgerte: "Dies bedingt ungleiche schulische Lernbedingungen für die Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen im Grundschulzentrum, die durch nichts zu rechtfertigen sind."

Mit Hinweis auf das Schuljahr 2000/2001, in dem der Ausländeranteil an seiner Schule unter ungünstigen Umständen bei 58 Prozent liegen könne, sei es dringender als je geboten, nach Wegen zur Herstellung gleicher schulischer Lernbedingungen an beiden Schulen zu suchen, sagte Schütze. Im Interesse aller Duderstädter Grundschulkinder müsse vermieden werden, daß in Standorten, wo Bekenntnisschulen im Wettbewerb zu Schulen für Kinder aller Bekenntnisse stehen, "gezielt lernstarke Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern angeworben" werden.

In der Ausschußsitzung appellierte WDB-Ratsherr Lothar Dinges, angesichts der "dramatischen Schulsituation" gemeinsam nach neuen Lösungswegen zu suchen. Während auch Bündnis 90/Die Grünen-Ratsherr Hans-Georg Schwedhelm auf den enormen "Handlungsdruck" hinwies, bekräftigte Hans-Helmut Herbold in punkto Stichwort "Elternwille" den Standpunkt der CDU-Fraktion: "Wenn die Eltern eine Zusammenlegung beider Schulen nicht wollen, werden wir nichts dagegen unternehmen."

Ebenso wie Regierungsschuldirektor Ulrich Engelhardt wies Stadtdirektor Wolfgang Nolte auf die rechtlich bindenden Gegebenheiten hin. Für die Verwaltung seien Schulgesetz, Elternwille und Entscheidung des Rates maßgebende Eckpunkte.

Im Anschluß an die Debatte räumte Ausschußvorsitzender Karl-Heinz Meyna den anwesenden Zuhörern Anfragen ein, wobei sich eine konkret auf die Form der durchgeführten Elternbefragung bezog, andere eher appellierenden Charakter besaßen, zum Wohl der Kinder nach Lösungen zu suchen.

Damit schließt sich vorerst der Kreis! Ein nicht erfragter, einfach als selbstverständlich vorausgesetzter Elternwille - es gibt übrigens zwei städtische Grundschulen mit ihrem jeweiligen "Elternwillen" in Duderstadt! - ist für den Rat der Stadt Duderstadt Vorwand, nichts zu unternehmen, und das ist wiederum "Eckpunkt" für die Verwaltung, den postulierten "Elternwillen" als gegeben anzunehmen und tatenlos zu verharren. Wie hieß es doch in der Stellungnahme der Bezirksregierung Braunschweig vom 5. 11. 98 (s. Dokument 13): "Es ist eine Angelegenheit des Schulträgers - der Stadt Duderstadt - ob Schulen errichtet, zusammengelegt oder aufgelöst werden sollen."

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Eingespielt am 26.02.00