Die Sache mit dem gemeinsamen Elternabend

Verärgerung in der Elternschaft unserer Schule und Unverständnis haben Behauptungen des Leiters der St.-Elisabeth-Schule ausgelöst, die Janusz-Korczak-Grundschule habe sich einem gemeinsamen Elternabend beider Schulen für die Eltern aller Schulanfänger im Ortsteil Duderstadt verweigert.

Was war geschehen?

 

Wie aus einer Mitteilung unseres Schulelternrats hervorgeht, regte der Leiter unserer Schule am 17.12. 98 in einem Brief an den Leiter der St.-Elisabeth-Schule an, "noch vor der Schulanfängeranmeldung Anfang März einen gemeinsamen Informationsabend für die Eltern aller Duderstädter Schulanfänger zu veranstalten". Am 4.1.99 antwortete der Leiter der St.-Elisabeth-Schule mit einem Gegenvorschlag: "Die Möglichkeit eines gemeinsamen ersten Informationsabends für die Eltern der Schulanfänger in den Kindergärten sehe auch ich als eine Möglichkeit, notwendige Informationen zur Einschulung an die Eltern weiterzugeben." In dem gleichzeitig von ihm angeregten Gespräch, das am 15.1.99 stattfand, blieb der Leiter der St.-Elisabeth-Schule bei seiner Auffassung, in die einzelnen Kindergärten zu gehen und nicht einen einzigen zentralen Info-Abend für die Eltern aller Schulanfänger zu gestalten. Er hatte in diesem Sinne auch schon Kontakt mit dem Kindergarten "St. Klaus" und dem "Evangelischen Kindergarten" aufgenommen und um je eine Einladung in beide Kindergärten ersucht. Einigkeit herrschte demnach lediglich in dem Wunsch, die Eltern der Schulanfänger über die Einschulung ihrer Kinder zu informieren. Angesichts der unterschiedlichen Auffassungen über Fragen der Inhaltlichkeit, Örtlichkeit und Veranstalter wies der Schulleiter der Janusz- Korczak-Grundschule auf weiteren Klärungsbedarf in seinem Kollegium hin. Eine abschließende Erörterung sollte in einem weiteren Gespräch beider Schulleiter stattfinden. Völlig überrraschend war daher für das Kollegium der Janusz-Korczak-Grundschule die folgende Mitteilung des ET am 2.2.99:

 

 

Einschulung

Eltern zu Infoabend eingeladen

Duderstadt (sr). Die Frage, wer an der katholischen St. Elisabeth-Grundschule als Schüler aufgenommen werden kann und wer nicht, bewegt die Gemüter, zumal unterschiedliche Informationen im Umlauf sind. Der Direktor der St. Elisabeth-Schule Karl-Heinz Meyna stellt jetzt noch einmal die von ihm verfolgte Aufnahme-Praxis dar:

Gemäß den Möglichkeiten des Schulgesetzes werden an der St. Elisabeth-Schule bis zu 15 Prozent nicht katholische Kinder in die beiden ersten Klassen aufgenommen. Dabei ist die Schule bemüht, in erster Linie die Anmeldung ausländischer Kinder zu berücksichtigen und erst in zweiter Linie zwar deutscher, aber evangelischer Kinder. Zielsetzung, so Meyna, sei es weiterhin, die benachbarte Janusz-Korczak-Schule einerseits bei der Integration ausländischer Schüler hier zu entlasten, ihren zweizügigen Bestand aber keinesfalls zu gefährden.

Um die Frage der Anmeldung interessierten Eltern in aller Klarheit noch einmal nahezubringen, werden zwei Informationsabende angeboten. Wie Rektor Meyna erläuterte, soll beispielsweise heute ab 20 Uhr in den Räumen des Kindergartens St. Klaus ein Eltern-Informationsabend stattfinden, ein zweiter ist für Ende Februar vorgesehen, der genaue Termin ist noch festzulegen."

 

Die Mitteilung überraschte in zweierlei Hinsicht:

  1. Vergeblich sucht man in dieser Darstellung nach einem Hinweis für einen gemeinsamen Elternabend beider Schulen - trotz eindeutiger Absichtserklärung des Rektors der St-Elisabeth-Schule.
  2. Diese Mitteilung enthält Behauptungen einer Entlastung der Janusz-Korczak-Grundschule, die ganz einfach so nicht zu erreichen ist.

Zu dieser Mitteilung im Eichsfelder Tageblattes hat die Janusz-Korczak-Grundschule eine Presseerklärung mit dem folgenden Wortlaut herausgegeben und um Veröffentlichung gebeten:

 

 

Pressemitteilung

Nachdem die St.-Elisabeth-Schule, vertreten durch Herrn Rektor Meyna, eine gemeinsame Informationsveranstaltung für die Eltern aller Schulanfänger im Grundschulzentrum Duderstadt abgelehnt hat, lädt nunmehr die Janusz-Korczak-Grundschule Duderstadt alle Eltern zum 18. Februar 1999 zu einem Elternabend ein. Dabei sollen alle Fragen erörtert werden, die Eltern zur Einschulung ihrer Kinder bewegen. Darüber hinaus soll auch die Situation der Kinder im Grundschulzentrum Duderstadt angesprochen werden. Selbstverständlich bleibt die St.-Elisabeth-Schule weiter gebeten, sich an dieser Veranstaltung zu beteiligen.

Die aus Ihrem Beitrag vom 2.2.99 ("Eltern zu Infoabend eingeladen") ersichtliche, von der St.-Elisabeth-Schule im Alleingang angekündigte Änderung in der Aufnahmepraxis für Schulanfänger läuft im übrigen nicht auf eine "Entlastung" der Janusz-Korczak-Grundschule hinaus, wie bereits mehrfach unwiderlegt nachgewiesen wurde. Sie bedeutet auch nicht, dass sich die St.-Elisabeth-Schule in gleichem Umfang an der Integration ausländischer Kinder beteiligt. Vielmehr schreibt sie die krassen Unterschiede in den Lernbedingungen beider Grundschulen fort. Deshalb ist es unverständlich, dass sich Herr Meyna als Helfer für die Janusz-Korczak-Grundschule Duderstadt in der Öffentlichkeit präsentiert. Die sog. "Entlastung" ist eine Zumutung für Kinder und Eltern der Janusz-Korczak-Grundschule, weil sie nämlich den Verzicht auf die Herstellung gleicher schulischer Lernbedingungen für alle Grundschulkinder im Ortsteil Duderstadt bedeutet. Zu einem solchen Verzicht kann kein Leiter der Janusz-Korczak-Grundschule im Interesse der Kinder und der Eltern dieser Schule sein Einverständnis geben. Als einigermaßen überheblich wird empfunden, dass Herr Meyna der Janusz-Korczak-Grundschule großzügig die Zweizügigkeit zubilligt.

 

Diese Presseerklärung hat das Eichsfelder Tageblatt in seiner Ausgabe vom 4.2.99 mit folgendem Wortlaut wiedergegeben:

 

 

INFO-ABEND/Bericht zur Situation der Kinder

Schule lädt Elternschaft ein

Duderstadt (sr.). In der nicht enden wollenden Debatte um die Einschulung der Erstklässler an der St. Elisabeth- und an der Janusz-Korczak-Schule hat letztere jetzt einen neuen Termin bekanntgegeben. Sie lädt alle Erziehungsberechtigten zu Donnerstag, 18. Februar, zu einem Elternabend im Grundschulzentrum an der Kanonikus-Wolf-Straße ein. Schwerpunktmäßig soll über die Anmeldemöglichkeiten der Kinder informiert werden. Darüber hinaus soll aber auch die Situation der Kinder im Grundschulzentrum Duderstadt angesprochen werden. Selbstverständlich, so der Schulleiter der Janusz-Korczak-Schule Helmut Schütze, sei die St. Elisabeth-Schule weiterhin gebeten, sich an dieser Veranstaltung zu beteiligen.

 

 

Da in dieser Wiedergabe des Inhalts der Presseerklärung ganz wesentliche Gesichtspunkte fehlten, ist die Presseerklärung zusammen mit dem Bericht des Eichsfelder Tageblattes dazu als Rundbrief an alle Eltern unserer Schule verteilt worden.

Ein zwei oder drei Tage später an das Eichsfelder Tageblatt gegangener Leserbrief wurde dort am 15. 2. 99 veröffentlicht. Er ist im Folgenden im Wortlaut seiner Veröffentlichung wiedergegeben.

 

 

 

Leserbrief, Eichsfelder Tageblatt vom 15.2.99

 

Von Rücksichtnahme keine Spur

Betr.: "Eltern zu Infoabend eingeladen" im Eichsfelder Tageblatt vom 2. Februar 1999

Die St.-Elisabeth-Schule will ihre Einschulungspraxis ändern und sich für nichtkatholische Kinder öffnen. (Eichsfelder Tageblatt vom 2.2.1999: "Eltern zu Infoabend eingeladen".)

Dies ist nicht nur zu begrüßen, sondern auch wichtig zu wissen. Denn es wird deutlich: Wenn die St.-Elisabeth-Schule Schülerinnen und Schüler aller Bekenntnisse aufnimmt, dann gibt es eigentlich keinen Grund mehr, schulrechtlich am Status einer konfessionellen Schule festzuhalten und auf diese Weise die Lösung des Problems der Integration ausländischer Kinder im Grundschulzentrum zu verhindern.

Zwar gibt Schulleiter Meyna laut Tageblatt erneut an, bei der neuen Aufnahmepraxis auf die Janusz-Korczak-Grundschule Rücksicht zu nehmen und sie entlasten zu wollen. Äußerst erstaunlich ist dabei allerdings,dass er diese Unterstützung für die Nachbarschule offensichtlich im Alleingang leisten will, nämlich ohne Kooperation mit der betroffenen Janusz-Korczak-Grundschule. So hat die St.-Elisabeth-Schule eine gemeinsame Informationsveranstaltung für die Eltern aller Schulanfänger des Schuljahrs 1999/2000 im Grundschulzentrum abgelehnt. Und Rektor Meyna ignoriert, was die Janusz-Korczak- Schule mehrfach unwiderlegt vorgerechnet hat, dass nämlich die von ihm verfolgte Änderung ihrer Einschulungspraxis gerade nicht zu einer angemessenen Entlastung ihrer Nachbarschule führen und auch nicht die gleiche Beteiligung der St.-Elisabeth-Schule an der Aufgabe der Integration ausgesiedelter und ausländischer Kinder zur Folge haben kann - es sei denn, mehr katholische Eltern als bisher meldeten ihr Kind von sich aus bei der Janusz-Korczak-Grundschule an.

Die Entwicklung kraß unterschiedlicher Verhältnisse an den beiden Schulen im Grundschulzentrum wird durch die neue Aufnahme-Praxis also nicht verhindert. Von Rücksichtnahme und Entlastung ist in Wahrheit also keine Spur zu finden.

Wann setzt sich endlich bei den pädagogisch und politisch Verantwortlichen die im Grunde selbstverständliche Erkenntnis durch, dass Duderstadt es sich aus vielen Gründen nicht leisten kann, ihre Kinder in einem Grundschulzentrum mit zwei Schulen unterschiedlich zu behandeln, obwohl es Wege und Möglichkeiten gibt, dies zu ändern?

gez. Christel Dinges

 

Einen Tag später, also am 16.2.99, gab es erneut eine Mitteilung im Eichsfelder Tageblatt zum Thema Elternabend:

 

Eltern werden informiert

Duderstadt (hho). Zum Eltern-Infoabend für die einzuschulenden Kinder lädt die St. Elisabeth-Schule Duderstadt am Mittwoch, 17. Februar, um 20 Uhr ein. Karl-Heinz Meyna, der Rektor der Schule, stellte gestern gegenüber dem Tageblatt fest, er habe einen gemeinsamen Informationsabend zusammen mit der Janusz-Korczak-Schule angestrebt.

 

Diese widersprüchliche Darstellung wollte der Schulelternrat unserer Schule nicht auf sich beruhen lassen. Bereits am 12.2.99 erhielt der Schulleiter die folgende Anfrage seitens der Vorsitzenden des Schulelternrats:

 

Sehr geehrter Herr Schütze,

ich erhalte so eben einen an die Eltern aller Schulanfänger gerichteten Brief der St.-Elisabeth-Schule, in welchem u. a. das Folgende zu lesen ist:

"Die Bemühungen, einen gemeinsamen Elterninformationsabend für die Eltern aller Schulanfänger durchzuführen, sind leider erfolglos gewesen. Entgegen gemeinsamer anderslautender Vorüberlegungen und Absprachen mit der Schulleitung der Janusz-Korczak-Grundschule Duderstadt hat, ohne Absprache und vollkommen überraschend für die St.-Elisabeth-Schule, die Janusz-Korczak-Grundschule über die Presse im Alleingang einen Termin zu einem Elternabend veröffentlicht."

Das ist befremdlich, denn Sie hatten nach meinen Informationen doch einen gemeinsamen Elternabend vorgeschlagen. Ich bitte Sie um eine Erläuterung des Sachverhalts.

 

Aus der umfangreichen Antwort des Schulleiters hat die Vorsitzende des SER folgende Mitteilung herausgegeben:

 

Die Elternschaft der Janusz-Korczak-Grundschule Duderstadt wurde durch die Mitteilung des Rektors der St.-Elisabeth-Schule überrascht, die Janusz-Korczak-Grundschule habe einen geplanten gemeinsamen Info-Abend für die Eltern aller Schulanfänger in Duderstadt verweigert. Ich habe daher den Rektor unserer Schule gebeten, den Sachverhalt zu erläutern. Hier Auszüge aus seiner Stellungnahme. Herr Schütze schreibt:

Am 17.12.98 regte ich in einem Brief an Herrn Meyna an, "noch vor der Schulanfängeranmeldung Anfang März einen gemeinsamen Informationsabend für die Eltern aller Duderstädter Schulanfänger zu veranstalten". Am 4.1.99 antwortete Herr Meyna mit einem Gegenvorschlag: "Die Möglichkeit eines gemeinsamen ersten Informationsabends für die Eltern der Schulanfänger in den Kindergärten sehe auch ich als eine Möglichkeit, notwendige Informationen zur Einschulung an die Eltern weiterzugeben".

Wie Sie aus dem Vergleich der wörtlich wiedergegebenen Passagen beider Briefe entnehmen können, ging es Herrn Meyna nicht um einen gemeinsamen Elternabend, sondern um Elternabende in den Kindergärten. Bei dieser Auffassung blieb Herr Meyna auch in einem von ihm angeregten Gespräch am 15.01.99.... Herr Meyna sah mehr Sinn darin, in die einzelnen Kindergärten zu gehen als einen einzigen zentralen Elternabend für die Eltern aller Schulanfänger zu gestalten. In diesem Sinne hatte Herr Meyna auch schon Kontakt mit dem Kindergarten "St. Klaus" aufgenommen, ohne vorherige Verabredung mit mir und damit Fakten in seinem Sinne geschaffen.

Aus dieser Darstellung geht unzweideutig hervor - und weitere Details in der Stellungnahme belegen dies - dass es keineswegs die Janusz-Korczak-Grundschule Duderstadt war, die einem gemeinsamen Informationsabend für die Eltern aller Schulanfänger die Grundlage entzogen hat.

 

gez.: Glaese-Nörthemann

 

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