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Dokument 12 Umfassende Information unerwünscht!

Man darf annehmen, dass der Brief des Bundespräsidialamtes auch der Stadt Duderstadt zur Kenntnisnahme übermittelt worden ist. Diese dachte indes nicht daran, von ihrer Zuständigkeit für die Herstellung gleicher schulischer Lernbedingungen für alle Duderstädter Grundschulkinder Gebrauch zu machen. Vielmehr versuchte sie es erneut mit der fehlgeschlagenen Variante des Entlastungskonzepts, wobei erneut das Antragsverfahren für nichtkatholische Eltern in Erinnerung gebracht wurde. Das Eichsfelder Tageblatt berichtete darüber am 17.10.98:

GRUNDSCHULEN
Integration als Aufgabe
Duderstadt (sr). Auch weiterhin will sich die St. Elisabeth-Schule an der Integrationsarbeit mit ausländischen Schülerinnen und Schülern in Duderstadt beteiligen. Auf Antrag der Eltern hin können auf dieser katholischen Bekenntnisschule auch nichtkatholische sowie ausländische Kinder anderen Glaubens angemeldet werden.

In einer Presseerklärung hat die CDU-Stadtratsfraktion die im Verlauf der Diskussion mehrfach geforderte Zusammenlegung der St. Elisabeth und der Janusz-Korczak-Schule erneut abgelehnt. Als Angebotsschule sollte die St. Elisabeth-Schule erhalten bleiben, eine Auflösung käme nur dann in Frage, wenn dies von der Elternschaft gewünscht werde. Dafür gebe es derzeit aber keinerlei konkrete Hinweise.

Wie Fraktionsvorsitzender Georg Grünewald betonte, begrüßt die CDU-Fraktion die Tatsache, daß an der Janusz-Korczak Schule 33 Lehrerstunden mehr pro Woche angeboten werden, als zur Sicherstellung des Unterrichts eigentlich notwendig wären. Sie knüpfe daran aber auch die Erwartung, daß diese Stunden für die Integrationsarbeit verwendet werden.

Karl Heinz Meyna, zugleich Stadtratsmitglied, Schulausschußmitglied und Rektor der St. Elisabeth-Schule stellte fest, daß sich Kolleginnen und Kollegen an seiner Schule durch die öffentliche Diskussion in eine Verteidigungsposition gedrängt fühlen, in der sie sich objektiv aber nicht befinden. Die Arbeit an der St. Elisabeth-Schule sei rechtlich definiert.

Auf die Presseerklärung der CDU-Fraktion erfolgte die folgende, im Eichsfelder Tageblatt vom 21. 10. 98 dargestellte Replik:

GRUNDSCHULEN
Integration ist Aufgabe der Kinder
Duderstadt (sr). Auf herbe Kritik sind die Aussagen der CDU-Stadtratsfraktion zur Situation der Janusz-Korczak und der St. Elisabeth-Grundschule bei den Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen gestoßen. In einer Stellungnahme weist Götz Hütt im Namen der Ratsfraktion sowie des Ortsverbandsvorstandes darauf hin, daß die CDU in ihren Erklärungen in keinem Punkt den wahren Grund genannt habe, warum von anderer Seite die Zusammenlegung der beiden Grundschulen gefordert worden sei. Dieser Grund sei die Tatsache, daß an dem Grundschulzentrum der Gleichheitsgrundsatz verletzt werde. Hütt: "Allen Kindern beider Schulen wird die bestmögliche Grundschulbildung vorenthalten".

Zum einen sei an der Janusz-Korczak-Schule das zahlenmäßige Verhältnis von deutschen und ausländischen Kindern aus dem Lot geraten, was das Lernen und die Bildung der Mädchen und Jungen erschwere. Die Kinder der St. Elisabeth Schule dagegen erlebten die Ausgrenzung anderer in einem "katholischen Ghetto". Diesen Kindern werde die Chance des gemeinsamen Lernens mit Kindern anderer Herkunft vorenthalten. Zugleich entbehrten sie "das in der Schule selbstverständlich lebbare Beispiel der Achtung von Menschen aus anderen Kulturen". Der Erziehung dieser Kinder fehle insofern eine tatsächlich christliche Ausprägung.

Im übrigen, so Hütt, habe die CDU alles getan, um die Beteiligung der Eltern an der Suche nach einer Lösung der Probleme zu verhindern. Sie habe sich folglich, mit dem Wort vom Elternwillen auf den Lippen, zum Vormund der Eltern aufgeschwungen. Die weiterhin ungelöste schulpolitische Problematik bedeute aber eine tiefgreifende soziale Krise. Wer, wie die CDU-Fraktion, Privilegien der einen auf Kosten der anderen verteidige, der spalte die Gesellschaft und stifte Unfrieden. Hier werde im wahrsten Sinne des Wortes Kirchturmpolitik betrieben. Sie füge den Kindern Schaden zu, ebenso dem Ansehen der Stadt.

Es war klar: Der Stadtrat entzog sich mit Mehrheit unter vielfachen Windungen der Aufgabe, gleiche schulische Lernbedingungen für die Schülerinnen und Schüler in Duderstadt herzustellen. Das konnte indes nicht zu Resignation führen. Das Eichsfelder Tageblatt berichtete am 17. 11. 98:

SCHULSTREIT/Gruppe legt weiteren Antrag vor
Eltern-Info soll Problem entschärfen
Duderstadt (asg). "Weiterhin ungelöst" ist für die Ratsgruppe WDB, Bündnis 90/Die Grünen und Hans-Georg Schwedhelm, das Problem der Integration ausländischer Kinder im Grundschulzentrum Duderstadt. Vor diesem Hintergrund hat die Gruppe einen weiteren Antrag zur Behandlung im Verwaltungsausschuß und in der nächsten Ratssitzung gestellt.

Nach Ansicht der Gruppe könne das Problem gemindert werden, wenn die St. Elisabeth-Schule für nichtkatholische, ausländische Eltern und die Janusz-Korczak-Grundschule für mehr Erziehungsberechtigte katholischer Kinder attraktiver würden. Diese könne durch gezielte Information erreicht werden. Selbstverständlich sei dabei, daß die Stadt Duderstadt in dieser Hinsicht weder den Schulen noch den Eltern Vorschriften machen könne. Anregungen und Vorschläge sowie Entscheidungshilfen seien aber möglich.

Der Antrag hat zum Inhalt, den beiden Grundschulen vorzuschlagen, ihre vor dem Schulanmeldungstermin im März nächsten Jahres stattfindenden Informationsveranstaltungen gemeinsam zu organisieren - und zwar mit dem Ziel, ausländische Eltern darüber zu informieren, in welcher Weise sich die St. Elisabeth-Schule in Unterricht und Schulleben der nichtkatholischen Kinder annehmen werde. Das gleiche soll auch für die Janusz-Korczak-Schule gelten.

Zusätzlich soll Stadtdirektor Wolfgang Nolte gebeten werden, dazu beiden Schulen die Unterstützung der Stadtverwaltung im Sinne dieses Ziels anzubieten, zum Beispiel durch Moderation des Informationsabends.

Die Antwort der Ratsmehrheit ließ nicht lange auf sich warten (Eichsfelder Tageblatt vom 30. 11. 98):

STADTRAT/Grundschulen sollen eigenverantwortlich handeln - Antrag der Gruppe mehrheitlich abgelehnt
"Integration findet nicht nur im Unterricht statt"
Eine weitere Fortsetzung erfuhr die Diskussion um die Situation der Grundschulen während der letzten Stadtratsitzung für dieses Jahr. Der vorliegende Antrag der "Gruppe" (Tageblatt berichtete) wurde mit den Stimmen von CDU und SPD abgeschmettert.

Von Anne Schauenberg


Duderstadt. Die Gruppe WDB - Bündnis 90/Die Grünen - Hans-Georg Schwedhelm hatte angeregt, daß die beiden Duderstädter Grundschulen gemeinsame Abende veranstalten, in deren Rahmen die Eltern über alle Möglichkeiten, die beide Einrichtungen für katholische, nichtkatholische und ausländische Kinder bieten, informiert werden. Die Stadt als Träger sollte dabei als "Motor" agieren und Stadtdirektor Wolfgang Nolte die Moderation übernehmen.

Ratsherr Georg Grünewald (CDU) vertrat die Ansicht, man solle die beiden Schulen doch endlich in Ruhe lassen. Außerdem sei die Janusz-Korczak-Schule durch die Zuweisung von zusätzlich 33 Stunden deutlich entlastet worden. "Die Schulen sind souverän und handeln eigenverantwortlich. Sie können solche Veranstaltungen selbst organisieren und dazu einladen." Ratsherr Wolfgang Hirschfeld (Die Grünen) betonte, Integration finde nicht nur im Unterricht statt: "Diese Aufgabe können auch mehr Lehrer nicht leisten." Die Stadt habe deshalb die Verpflichtung, einzugreifen. Jetzt stehe nicht die Schul-Zusammenlegung zur Debatte, sondern die Entscheidung über Eltern-Abende.

Auch Ratsherr Matthias Schenke (Grüne) hob hervor, daß es sich um eine harmlose Gesprächsaufforderung handele. Daraufhin meinte Ratsherr Dieter Römgens (CDU), daß die Eltern-Information bereits bei der Anmeldung der Kinder erfolge. Seiner Aufforderung "Begraben wir das Thema!" mochten sich die Mitglieder der Gruppe auf keinen Fall anschließen. Trotzdem wurde ihr Antrag mehrheitlich abgelehnt.......

Eingespielt am 17.02.00

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